Am 29. April 2004 veröffentlichte der US-Sender CBS in seiner Sendung "60 Minutes" Bilder von durch US-Soldaten gefolterte irakische Gefangene. Bilder der Misshandlungen siehe u.a. bei der Internetagentur Freace.
Die Flut der Artikel mit immer neuen Enthüllungen über Folterungen im Irak reißt seither nicht ab.
Ob die Verantwortlichen tatsächlich adäquat bestraft werden ist noch mehr als ungewiss, immerhin bringt die unverhoffte Öffentlichkeit evtl. den irakischen Gefangenen etwas Entlastung.
Der Spiegel berichtet: US-Militär stoppt Schlafentzug im Foltergefängnis
Außerdem würde die Zahl der Insassen in der Haftanstalt halbiert werden, 240 Häftlinge seien bereits aus dem berüchtigten Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad entlassen. Auch dürfe irakischen Gefangenen der Kopf nicht mehr mit Hauben verhüllt werden. Anstelle einer Haube müssen die Verdächtigen eine Augenbinde tragen.
Obwohl schon diese Anordnungen belegen, daß es systematische Folter in irakischen Gefängnissen gab, bleiben die Regierungen der USA und Großbritannien bei ihren Einzeltäter-Thesen.
Für Amnesty International (AI) sind die Misshandlungen allerdings keine Einzelfälle. Sie wären, so AI, von den Bildern "schockiert, aber leider nicht überrascht". Amnesty besitze zahlreiche Aussagen von Irakern, die behaupten, in Abu Ghraib und anderen Gefängnissen gefoltert worden zu sein, wo sie ohne Kontakt zur Außenwelt und ohne Anklage festgehalten werden", so Kate Allen, Direktorin von AI in Großbritannien
Bereits im Februar hatten die Aussagen rückkehrender britischer Soldaten über Folter an irakischen Gefangenen in England für Schlagzeilen gesorgt. Auch die junge Welt und Freace berichteten darüber. Einen Tag nach der CBS-Sendung brachte der britische Daily Mirror Fotos, die Folterungen durch britische Soldaten zeigen.(deutscher Bericht darüber bei Telepolis: Sadistische KZ-Spiele)
Daß die Soldaten so ungeniert ohne Rückendeckung ihrer Vorgesetzten agierten, ist unwahrscheinlich. Dies wird von Unteroffizier Chip Frederick, einem der beteiligten US-Soldaten, die jetzt auf ein Kriegsgerichtsverfahren warten, in einem Telefoninterview bestätigt. "Der militärische Geheimdienst hat uns ermuntert und uns gesagt 'Super Leistung'."
"Wir helfen ihnen, sie zum sprechen zu bringen durch die Art wie wir sie behandeln... Wir hatten eine sehr hohe Rate mit unserer Art, sie zu zerbrechen. Üblicherweise zerbrechen sie innerhalb von Stunden." (siehe Gefolterte Iraker )
Einem geheimen Bericht der US-Army zufolge, dem Magazin der The New Yorker zugespielt wurde, ist es zwischen Oktober und November 2003 zu zahlreichen Vorfällen von "sadistischen, eklatanten und mutwilligen Mißhandlungen" in Abu Ghraib gekommen. Wie die Journalisten-Legende Seymour Hersh in seinem Artikel "Torture at Abu Ghraib" ) (dt. Zusammenfassung bei Freace ,
Der ehem. "Minister" für Menschenrechte im prov. irakischen Kabinett, Abdel Basset Turki, berichtet, daß der US-Statthalter im Irak, Paul Bremer bereits im November über die Folterungen unterrichtet wurde. Turki war die Besichtigung der Sicherheitsgefängnisse untersagt worden. Er ist mittlerweile zurückgetreten. (afp vom 4.5. )
Robert Fisk, der berühmte Nahostkorrespondent des Independent, weist in seinem Artikel The "Good Guys" Who Can Do No Wrong auf den Zusammenhang zwischen den Bildern der grinsenden Folterer und dem weit verbreiteten rassistischen Haß gegenüber der arabischen/islamischen Welt in den Herkunftsländer hin.
Weitere Berichte u.a. in der jungen Welt: und selbstverständlich bei Occupation Watch
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Im Wirbel um die Folter der "Befreier" gehen andere Nachrichten fast unter.
1.361 Iraker/innen getötet im April
Nach Recherchen von Associated Press (AP) wurden im April mindestes 1.361 Iraker/innen bei Kämpfen und Luftangriffen getötet, zehnmal soviel wie US-Soldaten (136) in der selben Zeit.
Allein in Falludja wurden 731 getötet und 2.800 verwundet. Da AP, nur die bekanntgewordenen Fälle zählen konnten, wie die Agentur selbst einräumt, liegt die tatsächlich Zahl der getöteten Iraker sicherlich wesentlich höher.
TV-Sender ABC verliest Namen von 721 in Irak getöteten US-Soldaten
Zum Jahrestag« der triumphalen Verkündung des Sieges durch Bush am 1. Mai hat der US-Fernsehsender ABC in einer Sondersendung »Die Gefallenen« den Namen jedes einzelnen der seitdem getöteten GIs verlesen und sein Foto gezeigt. Man befürchte, daß die Toten zu »bloßen Zahlen« würden, begründete die »Nightline«-Redaktion die Entscheidung zu der halbstündigen Sondersendung.
Dies löste in den USA eine Debatte über die Verantwortung der Medien in Kriegszeiten aus: Acht Lokalsender des Unternehmens weigerten sich aus Patriotismus die Sendung auszustrahlen.
»Iraq Body Count« zufolge wurden bis Anfang April zwischen 8958 und 10810 Iraker getötet. Der Internetdienst wertet internationale Presseberichte über Opfer im Irak-Krieg aus. Es handelt sich also um eine sehr vorsichtige Schätzung, die realen Todeszahlen liegen vermutlich weitaus höher. Würde ein Nachrichtensender allein die Namen der getöteten Iraker verlesen und ein Bild eines jeden zeigen, müßte er eine mehr als zehnstündige Sondersendung einplanen.