Irak längst keine Gefahr mehr.
(von Rainer Rupp)
Trotz des zu erwartenden globalen, blindwütigen Rundumschlags der USA gegen vermeintliche oder tatsächliche Terrorziele in anderen Ländern rund um den Globus richtet sich die Hauptstoßrichtung der amerikanischen Kriegstreiber unverändert gegen den Irak. Auch der Widerspruche und die Warnungen international bekannter amerikanischer Irak-Kenner, wie z.B. von Scott Ritter, ein ehem. Offizier der US-Marines und Leiter eines UN-Waffenkontrollteams mit 30 Einsätzen im Irak, oder von Edward Peck, dem ehem. US-Botschafter in Bagdad während der Carter-Regierung, die sowohl jegliche Verwicklung Iraks in die Terroranschläge vom 11. September als auch die Existenz einer vom Irak ausgehenden Bedrohung mit ABC-Waffen bestreiten, können die anhaltende amerikanische Kriegshysterie nicht dämpfen.
Bei einer Konferenz des Washingtoner "Center for Policy Studies" sagte Ritter letzten Freitag: "Jetzt, da wir über die nächste Phase sprechen, werde ich ein bischen nervös." Denn die Bush-Regierung sei "nicht im Stande, ihre Politik gegenüber Irak klar zu definieren". Ritter erinnerte daran, daß der US-Präsident all jene, die Terroristen finanzieren und ausbilden, selbst Terroristen sind und fragte "Aber die Saudi Araber finanzierten die Koranschulen in Pakistan und anderswo, wo die Terroristen ausgebildet wurden. Sind sie also auch Terroristen? Werden wir auch gegen Pakistan in den Krieg ziehen? Ich denke nicht!"
Scott Ritter wies auch alle Berichte zurück, die versuchen, den Anführer des 11 Flugzeugentführer vom 11. September, Mohammad Atta, mit dem irakischen Nachrichtendienst in Verbindung zu bringen, weil er sich in Prag angeblich mit einem Mitarbeiter der irakischen Botschaft getroffen hat. "Bei der Zusammenkunft in Prag wurde die Möglichkeit diskutiert, Radio Free Europe, in die Luft zu jagen, denn der Radiosender verbreitet gegen Saddam Hussein gerichtete Nachrichten. Er ist ein legitimes Ziel." ("U.S. experts on Iraq warn of new Vietnam", Claude Salhani, The Washington Times Published 12/8/2001) Scott Ritter kann froh sein, daß er wegen dieser Aussagen vom dem christlichen-fundamentalistischen US-Innenminister John Ashcroft nicht auch auf die Liste der Terroristen gesetzt und sofort verhaftet wurde, um später einem der geheim arbeitenden US-Militärgerichte für Terrorismusverdächtige vorgeführt zu werden.
Ritter, dessen Aufgabe im Irak darin bestanden hatte, mögliche Produktionsstätten von atomaren, biologischen und chemischen Massenvernichtungswaffen aufzuspüren und zu zerstören, ist davon überzeugt, daß zwischen den Milzbrandangriffen in den USA mit Anthrax verseuchten Briefen und dem Irak keinerlei Verbindung existiert."Die Anthrax-Briefe kommen mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einer Quelle, die in Verbindung mit dem US-Verteidigungsministerium steht", sagte Ritter und forderte dazu auf, die Irak-Abteilung im Pentagon zu untersuchen.
Ritter korrigierte auch die von den Medien leichtfertig übernommene Falschaussage der US-Regierungsvertreter, daß Saddam Hussein die Waffeninspektoren aus dem Land gewiesen hätte. "Irak hat die UN-Inspektoren nicht aus dem Land geworfen", sagte Ritter, "Es waren die Vereinigten Staaten, die die UN-Inspektoren aufgefordert haben, das Land zu verlassen, damit die USA 1998 mit der (erneuten, Anm. R.R.) Bombardierung Bagdads beginnen konnten.
Botschafter a.D. Peck, der unter Präsident Ronald Reagan stellv. Direktor der Task Force gegen den Terrorismus war, beschuldigte die US-Medien der falschen Berichterstattung über den Irak. Als direktes Resultat des anhaltenden US-Embargos gegen Irak seien allein eine halbe Million Kinder gestorben. "Man vergleiche diese Zahl mit den 60.000 Toten von Hiroshima", sagte Peck. Auf den Vorhalt eines Kritikers, die halbe Million toter irakischer Kinder sei eine zu hoch, stellte Peck die Frage: "Würden Sie sich mit bei einer Zahl von 320.000, oder 10.000 Toten besser fühlen? Wo ziehen Sie die Grenze?"
Über Saddam sagte Peck zum Abschluß: "Laßt den Mann in Ruhe, es stellt keine Gefahr mehr dar", während Scott ergänzend darauf hinwies, daß selbst Israel in Saddam keine unmittelbare Bedrohung mehr sehe: "1990 stellte Irak war eine Gefahr dar. Heute nicht mehr", sagte Scott Ritter.
Sbg., den 10.12.01