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Gemeinsame Presseerklärung
von PRO ASYL, Medico, IMK und Wadi
29. Mai 2001

» s.a. Orient-Institut gibt Rückendeckung (DIE WELT - 31. 5. 2001)

Deutsches Orientinstitut im Zwielicht:
Wissenschaftlicher Mitarbeiter propagiert Interessen der irakischen Regierung


Eine zwielichtige Haltung gegenüber der erschreckenden Menschenrechtslage im Irak werfen die deutschen Menschenrechts- und Flüchtlingshilfsorganisationen Medico International, PRO ASYL, IMK und WADI dem Deutschen Orientinstitut vor. Das mit staatlichen Geldern finanzierte Institut, dessen Stellungnahmen zum Irak eine bedeutende Rolle in Asylverfahren spielen, beschäftige seit Jahren einen wissenschaftlichen Mitarbeiter, der zugleich Vertreter Baath-naher irakischer Organisationen ist. In einer aktuellen Kampagne zu Gunsten des irakischen Regimes trete der Iraker Aziz Alkazaz offen als "Mitarbeiter des Deutschen Orientinstitutes" (DOI) auf und bediene sich so der Institution, um fragwürdigen Aufrufen den Anschein von Seriosität zu verleihen.

Alkazaz ist zugleich Generalsekretär der Deutsch-Irakischen Gesellschaft, Gründer und Vorsitzender der Irakischen Initiative für Gerechtigkeit und Völkerverständigung (IGV), sowie Vizepräsident des Kongresses der Auslandsiraker (al-Mughtaribin). Der Kongress der Auslandsiraker ist eine der Baath-Partei nahestehende weltweite Organisation, die sich regelmäßig in Bagdad trifft, um sich dort mit Regierungsvertretern zu koordinieren. Aussagen irakischer Oppositionsgruppen zufolge dient dieser Kongress vor allem auch dazu, im Ausland lebende Oppositionelle auszuspionieren.

Auch die anderen Gruppen, in denen Herr Alkazaz wichtige Positionen einnimmt, zeichnen sich durch unmittelbare Nähe zum Regime aus. Herr Alkazaz trat etwa als "wissenschaftlicher Mitarbeiter des DOI" und Repräsentant dieser Gruppen bei einer Podiumsveranstaltung am 7. April in Ulm auf, dem Jahrestag der Gründung der irakischen Baath-Partei, bei der auch Vertreter der irakischen Botschaften Bonn und Wien geladen waren. Die Tatsache, dass Herr Alkazaz seine Position im DOI offenbar nutze, um fragwürdige Initiativen zu Gunsten der Rehabilitation des irakischen Regimes zu unterstützen, sei skandalös, erklärt der Sprecher von PRO ASYL, Heiko Kauffmann.

Schließlich sei Herr Alkazaz zugleich Mitorganisator eines für den 1. Juni angekündigten "Solidaritätsfluges" von Frankfurt/Main nach Bagdad, der die

Umgehung der internationalen Sanktionen gegen den Irak propagiert. Die Teilnehmer des Fluges werden in Bagdad "Gäste der irakischen Regierung" sein. Aziz Alkazaz war bereits 1996 nach dem kurzzeitigen Einmarsch irakischer Truppen in der kurdischen Autonomiezone im Nordirak negativ aufgefallen, als er die Menschenrechtsverletzungen der irakischen Sicherheitskräfte herunterspielte. Seit nun die irakische Regierung eine politische Offensive zur vollständigen Rehabilitation
des Saddam Hussein Regimes gestartet hat, tritt auch Alkazaz wieder vermehrt in Erscheinung. Ziel von Alkazaz und seinen Organisationen ist es offenbar, die Vorstöße seriöser Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen zur Beendigung des noch bestehenden Embargos gegen den Irak zu einer Entscheidung für das Saddam Hussein Regime umzufunktionieren. Das humanitäre Anliegen dient als Vehikel.

Eine nicht erfolgende Distanzierung des DOI von seinem Mitarbeiter müsse als Parteinahme verstanden werden. Das DOI disqualifiziere sich auf diese Weise für Stellungnahmen in Asylverfahren von Flüchtlingen aus dem Irak. Es gehe nicht an, dass ein Institut, dessen Stellungnahmen zum Irak maßgeblich das Schicksal der inzwischen größten Asylbewerbergruppe mitbestimmen, zugleich einen Mitarbeiter beschäftige, der seine Nähe zu dem irakischen Regime so offen propagiert.


gez. Hans Branscheidt
medico international
Postfach 35
61440 Oberursel
Tel.: 0177/7321200
branscheidt@medico.de
www.medico.de

gez. Thomas von der Oster-Sacken
WADI e.V.
Verband für Krisenhilfe und
solidarische
Entwicklungszusammenarbeit
Herborner Str. 62
60439 Frankfurt am Main
Tel: 069/ 57002440 * Fax: 57002444
wadi.org@epost.de * www.wadinet.de

 

gez. Abubakir Saydam
IMK
Internationaler Verein für
Menschenrechte der Kurden e.V.
Postfach 20 07 38
53137 Bonn
Tel.: 0228/362802
Fax: 0228/363297
imkkurds@aol.com

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gez. Heiko Kauffmann
PRO ASYL
Bundesweite Arbeitsgemeinschaft
für Flüchtlinge e.V.
Anschrift Sprecher:
PRO ASYL
Postfach 1527
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Fax: 02132/76 04 88