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Frankfurt hilft Iraks Kindern

Frankfurter Neue Presse vom 29.04.2003

Von Thomas J. Schmidt

Frankfurt. Die Arztpraxis in der Markgrafenstraße wird für zwei bis drei Wochen geschlossen; der Kinderarzt Najah Rahman reist in seine Heimat, den Irak. "Wenn es irgend möglich ist, werden wir in 14 Tagen abfliegen", so Rahman – im Gepäck 20 Tonnen Kindernahrung und zehn Tonnen Medikamente und Verbandsmaterial.

Es ist nicht das erste Mal. Zwischen 1991 und 1997 hat der 61-jährige Arzt acht Hilfstransporte mit insgesamt 280 Tonnen Material in den Irak unternommen, unterstützt von den Internationalen Ärzten für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW). Stets wurde die kleine Praxis im fünften Stock des Ärztehauses geschlossen. "Es ist mein Urlaub", so Rahman lächelnd. Obwohl es keine Erholung ist, eher ein Knochenjob, den seine Frau Azhar aber gerne mitmacht. Schließlich kommt auch sie aus dem Irak.

Diesmal wird alles noch schwieriger werden. Kurzfristiger als sonst werden das Spendengeld und die Hilfsgüter für den Transport gesammelt und der Flug organisiert. Noch ist nicht ganz klar, ob das eher private Team um Najah Rahman, Barik Schuber und einigen deutschen Ärzten an der Grenze durchgelassen wird. Die Meldungen zum Vorgehen der Amerikaner und der Sicherheitslage im Land sind widersprüchlich. "Ob wir fliegen können, entscheidet sich in dieser Woche", so Rahman.

Im Irak am schlimmsten dran seien die Kinder. "Die Situation ist immer noch sehr schlecht", berichtet der Arzt. "Zum Teil wird ohne Narkose operiert und werden die Wunden mit Lappen abgedeckt, weil es kein Verbandszeug gibt." Die Kinder sterben, weil sie schlecht ernährt und anfällig für Infektionskrankheiten sind. Deshalb ist der erste Schritt nach dem Irak-Krieg, Babynahrung in die Krankenhäuser zu bringen. Finanziert wird dies aus Spenden. Schon wurden mehr als 50 000 Euro auf das Sonderkonto eingezahlt. Um den Transport in der geplanten Größe starten zu können, sind aber mindestens 100 000 Euro nötig.

Das Hilfsteam aus Frankfurt will mit einer Chartermaschine direkt nach Bagdad fliegen. Dort werden die Hilfsgüter auf Lastwagen gepackt, und der Konvoi macht sich auf den Weg durch das Umland der Hauptstadt. Bis zu 100 Kilometer von Bagdad entfernt will Rahman die Krankenhäuser auf dem Land besuchen. "Manche müssen in zehn Tagen schließen, weil sie wirklich nichts mehr haben", hat der Kinderarzt jüngst erfahren. In kleinen Städten filmen keine Fernsehkameras. Deshalb ist dort die Not am größten.

Einige der am schwersten erkrankten Kinder bringt das Frankfurter Team mit nach Deutschland. Für neun Kinder liegen Kostenübernahmen aus Nordrhein-Westfalen vor. Mit den anderen Ländern werde noch verhandelt.

Rahman und Schuber gehören zur Irakischen Gemeinde in Frankfurt. 30 Iraker haben sich jüngst getroffen, um die nächsten Schritte der Hilfe zu beraten. Das Hauptthema dabei: Die Situation der Kinderkrankenhäuser. Auch die anstehende Hilfsfahrt steht unter der organisatorischen Betreuung der IPPNW, wo auch ein Spendenkonto für den Hilfskonvoi eingerichtet wurde:

IPPNW, Stadtsparkasse Gaggenau, Bankleitzahl 66 55 12 90, Konto 50 26 46 39, Stichwort Kinderhilfe Irak.

"Die IPPNW verfügen über Erfahrung in der Organisation solcher Transporte", so Schuber, "wir als Iraker wissen, wie wir uns im Land verhalten müssen."

Um die geplante Menge an Hilfsgütern schicken zu können, sind Schuber, Rahman und die IPPNW noch auf Geld angewiesen. Auch Arzneispenden werden benötigt. Rahman erwähnt, dass es an Insulin fehle, weil die Vorräte zerstört wurden, als der Strom für die Kühlaggregate ausfiel.

Ansprechpartner für Firmen sind Najah Rahman, Telefon 0 69/70 18 33 und Barik Schuber, 0 61 96/59 16 14.


s. auch "Aladins Wunderlampe" - Hilfe für Kinder im Irak